Sonderausstelung im Deutschen Hygiene-Museum Dresden
28. Oktober 2017 – 1. Juli 2018
Für die einen sind Haustiere ihr Ein und Alles: Vollwertiges Familienmitglied und stummer Vertrauter, ein natürliches, irgendwie wildes Wesen mitten im Wohn- oder Kinderzimmer und ganz nebenbei ein willkommener Anlass, mit wildfremden Menschen ins Gespräch zu kommen. Andere wiederum sehen die Sache kritisch: Haustiere würden lediglich dazu benutzt, emotionale oder soziale Probleme auszugleichen oder es wird gleich ganz das Recht des Menschen bestritten, Tiere für seine Zwecke zu züchten und einzusperren. Und dann gibt es noch die, denen Haustiere mehr oder minder gleichgültig sind. Eines aber scheint vollkommen klar: Um ein Nischenthema handelt es sich hier nicht, denn in einem Drittel der deutschen Haushalte leben derzeit rund 30 Millionen Hunde, Katzen, Hamster oder andere Tierarten.
Beziehung, Verhältnis und Ähnlichkeiten
Nachdem Nutz- und Arbeitstiere weitgehend aus unseren Groß- und Kleinstädten verschwunden sind, kommen die meisten Menschen heute fast nur noch mit Heimtieren in Berührung. Diese von ihren Halterinnen und Haltern heiß geliebten, aber auch dominierten Lebewesen bestimmen den Alltag auf eine oft wenig beachtete und doch nachhaltige Weise mit. Haustiere und ihre Menschen – die Aktualität und Geschichte dieser ganz speziellen Beziehung wird in der Ausstellung »Tierisch beste Freunde« einmal etwas genauer in den Blick genommen. Im Fokus steht die Überzeugung, dass der Umgang des Menschen mit seinen Heimtieren überraschende Auskünfte nicht nur über ihn selbst geben kann, sondern auch über sein Verhältnis zu anderen Menschen und zur Natur insgesamt.
Auf die Frage nach der Theorie, dass sich Mensch und Haustier im Laufe des Zusammenlebens ähnlich werden, antwortet Dr. Christoph Willmitzer vom Kuratorenteam dem Deutschlandfunk in einem Interview: »Wir beleuchten das auf verschiedene Weise, also man sieht, natürlich suchen wir uns Haustiere aus, bei denen wir denken – also nicht alle, aber viele – die könnten unserer Persönlichkeit Ausdruck verleihen, die haben bestimmte Eigenschaften, die wir selber uns zuschreiben oder die wir gerne hätten oder die wir noch gerne stärker ausgeprägt sähen.« In der Ausstellung gäbe es sogar ein Memoryspiel, wo man Herrchen und Hund oder Frauchen und Hund zuordnen müsse.
Aber auch die Ambivalenz der Mensch-Haustier-Beziehung wird diskutiert. So klinge das Wort »Haustier« erst einmal nach einem niedlichen Thema, aber es täten sich auch ganz schnell Abgründe auf: »Haustiere sind natürlich immer auch abhängig von uns, wir kaufen es, wir entscheiden auch gegebenenfalls, ob wir das Leben eines Haustiers beenden oder nicht, wenn wir darüber nachdenken müssen, es vielleicht einschläfern zu lassen. Es gibt neue Entwicklungen in der Medizin, wir können mittlerweile künstliche Hüften auch dem Hund einpflanzen, aber das ist dann oft auch eine Kostenfrage, ob man die 1.500 Euro hat, die es dann braucht«, so der Kurator.
Abwechsungsreich und berührend
Auf einem abwechslungsreichen Parcours präsentiert die Ausstellung nicht nur zahlreiche faszinierende Tierpräparate, sondern auch historische Dokumente, Objekte und Medien der Alltagsgeschichte und Populärkultur sowie ausgewählte Arbeiten zeitgenössischer Kunst. Die Besucherinnen und Besucher – gleichgültig, ob sie mit Tieren zusammenleben oder nicht – sollen auf diese Weise berührt und unterhalten, vor allem aber zum Nachdenken über ihr eigenes Verhältnis zum Heimtier angeregt werden.
Beteiligte Künstler sind unter anderem Andreas Amrhein, Tarsh Bates, hörner/antlfinger, Erik Kessels, Jo Longhurst, Henrik Olesen, Keren Shavit, Kuraya Takashi, Cornelius Völker, Christopher Winter und Xiaoxiao Xu.
© Deutsches Hygiene-Museum Dresden // Christoph Schwabe // Oliver Killig // Jo Longhurst
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