Wir müssen leider draußen bleiben! Für die Sommerausstellung des Kupferstichkabinetts »Wir kommen auf den Hund« im Jahr 2015 galt dieser Satz nicht. Es gab sogar ausgewiesene Führungen für die Vierbeiner und einige Bilder waren auf Schnauzenhöhe angebracht. Ein Gag sei das nicht gewesen, versicherte Direktor Heinrich Schulze Altcappenberg, doch Stammgäste sollten die Hunde nicht werden. Im Grunde gelte natürlich das Hundeverbot. Das bleibe auch so.
Die Ausstellung ist leider schon lange vorbei, aber es gibt den Katalog noch käuflich zu erwerben.
20,5 x 22 cm, 120 Seiten,
82 Farbabbildungen, Broschur,
Text: deutsch/englisch
ISBN 978-3-7319-0237-9
Euro (D) 14,90
ZUM INHALT
Der Hund ist das älteste Haustier des Menschen und sein treuester Begleiter. Auch in der Kunst ist der Vierbeiner allerorts anzutreffen. Das Kupferstichkabinett zeigte in seiner Sommerausstellung 2015 die schönsten Bilder von Hund und Mensch. Dabei konnte das Museum auf eine einzigartige Stärke bauen: Es bewahrt die umfangreichste und thematisch breiteste Sammlung europäischer Kunst aus zehn Jahrhunderten in Deutschland. Daraus waren herausragende Tierbilder zu sehen, etwa von Agostino Carracci, Albrecht Dürer und Rembrandt bis hin zu Adolph Menzel, Otto Dix und Dieter Roth.
Gerade Zeichnungen, Druckgraphiken, Ölskizzen und Aquarelle vermitteln eindrucksvoll die Vielfalt an künstlerischen Darstellungsmodi. Auf ihre Weise erforschen die Künstler mit außerordentlicher Beobachtungsgabe und geschickter Hand Fellstruktur, Anatomie und Bewegung von Hunden. Fein gesetzte, einzelne Pinselstriche, struppig-zerzauste Aquatinta, harte Schraffuren und flüchtige Linien führen uns geschmeidige Windspiele, kräftige Bulldoggen, verspielte Spaniels, Terrier und Pudel lebendig vor Augen.
Die Ausstellung präsentierte eine große Bandbreite an Themen, die Kunst und Hund verbinden. Zum vorgestellten Anfang der Menschheitsgeschichte bereits nimmt der Hund in Paradiesesdarstellungen neben Adam und Eva seinen Platz ein. Die Bilder zeigen, wie er seither dem Menschen als Wachhund, als Hüte-, Jagd- und Begleithund dient und in der Großstadt Straßen und Plätze belebt. Besonders die höfische Jagd entwickelte sich früh zu einem wichtigen Thema der Kunst. Als Metapher menschlicher Zähmung der Natur dient sie in einzigartiger Weise der herrschaftlichen Repräsentation. Gezielt setzten Künstler das Motiv des Hundes darüber hinaus ein, um gängige Darstellungskonventionen zu durchbrechen, etwa wenn Rembrandt im Vordergrund einer biblischen Szene einen Hund platziert, der soeben sein Geschäft verrichtet.
Neben Studien zu anatomischen Details haben Künstler die liebenswürdigen Vierbeiner in zahllosen Einzelblättern zum einzigen Bildmotiv erhoben bis hin zu eigenen Hunde-»Porträt«. In Zeichnungen und Graphiken von Herrchen, Frauchen oder Kind mit Hund unterstreichen die Tiere die Konstruktion der Geschlechterrollen oder spiegeln die naive Unschuld der Jüngsten. Am augenscheinlichsten wird hier eine Übereinstimmung zwischen Mensch und Hund vorgetragen. Doch begegnen uns die Tiere nicht nur in der Rolle treuer Begleiter und drolliger Spielgefährten, sie streunen auch als Straßenköter umher oder verwandeln sich in furchteinflößende Monster.
© Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett // Fotos: Volker-H. Schneider und Jörg P. Anders
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